Aus dem Westen Berlins mit dem Zug ohne Umsteigen bis nach Mecklenburg reisen. Geht es nach den beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Wiebke Papenbrock und Johannes Arlt, soll das bald möglich sein. Wie die Fahrt genau aussehen könnte, wurde am Montag testweise mit einem Zug der besonderen Art erprobt. Zum ersten Mal seit 25 Jahren fuhr auf dieser Strecke wieder ein Zug. Die beiden Politiker, die sich seit langem für den Weiterbetrieb der Regionalbahnen (RB) 73/74 und seine Verlängerung nach Südmecklenburg einsetzen, hatten zu der Fahrt eingeladen.

Nach 25 Jahren – erster Testzug rollt

Der Sonderzug der Deutschen Eisenbahn Service AG (DESAG) verkehrte an diesem Tag zwischen Neustadt (Dosse) über Pritzwalk, Meyenburg, Karow und Güstrow. Auf dieser Bahnachse soll zukünftig ein zusätzlicher Regionalexpress zwischen Berlin und dem Ostseeraum als ‚Berlin-Warnemünde-Express‘ verkehren.

Der Zug machte mehrmals länger Halt: in Meyenburg, Karow und Güstrow. An den Bahnhöfen gab es bei Glühwein und Bratwurst die Gelegenheit, sich auszutauschen. Ein besonderes Bild bot sich in Meyenburg. Dort versammelten sich am Bahnhof über 180 Menschen, darunter Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft, Tourismus- und Fahrgastverbände sowie zahlreiche interessierte Bürger. So hatten sich auch Brandenburgs Verkehrsminister Detlef Tabbert und die Landräte der Prignitz und Ostprignitz-Ruppin, Christian Müller und Ralf Reinhardt, der Sonderzugfahrt angeschlossen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde vom Eisenbahnbetreiber bekanntgegeben, dass in den nächsten Wochen damit begonnen werde, die Strecke zwischen Neustadt (Dosse) und Pritzwalk Grund zu sanieren.

Ein wichtiger Faktor zur Regionalentwicklung

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Arlt unterstrich erneut die Bedeutung des Projekts für die beteiligten Länder: “Eine direkte Zugverbindung von der Prignitz nach Mecklenburg ist ein großer Gewinn für die Regionen. Sie stärkt nicht nur den Tourismus, sondern schafft auch neue Perspektiven für die ansässigen Unternehmen. Sie macht Städte in der Prignitz und in MV pendelbar und rückt diese in die erste Reihe.” Er fügte hinzu: „Besonders beeindruckt hat mich heute die große Unterstützung vor Ort. Dass so viele Menschen aus Politik, Wirtschaft und der Bevölkerung zusammengekommen sind, zeigt einmal mehr, wie wichtig dieses gemeinsam initiierte Projekt ist. Das macht mich zuversichtlich und ich bin dankbar für das Engagement aller Beteiligten.”

Derzeit fährt die Regionalbahn 73 zwischen Neustadt (Dosse) und Pritzwalk. Es besteht ein Anschluss an die Regionalbahn 74, die nach Meyenburg fährt. Wer von dort aus an die Mecklenburgische Seenplatte möchte, muss noch die aktuell einzige Busverbindung nutzen – mit erheblichem Zeitaufwand. Aktuell lassen die beiden Länder durch ein Gutachten den Weiterbetrieb und Ausbau der Bahnverbindung prüfen.

Nach Ansicht vieler braucht es dringend die Reaktivierung der stillgelegten Strecke. So sieht es auch Dr. Ralf Böhme, Vorstand der DESAG-Gruppe. Er würdigte den Einsatz von Arlt und Papenbrock für den Schienenverkehr im ländlichen Raum. Auch er betonte den einmaligen Charakter des länderübergreifenden Projekts, an dem fünf Landkreise beteiligt sind.

Jetzt werden die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse benötigt, um die Förderung der Sanierung der Strecke beim Bund über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes zu beantragen.

Weitere Artikel:


https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/schneidet-uns-nicht-ab-wie-die-prignitz-um-ihre-bahnstrecke-kaempft-li.2291919

https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/27-millionen-euro-finanzspritze-hoffnung-fuer-die-nebenbahnen-3276465